Pflanzenportrait

Beifuß


Bitterstoff- und ätherische Ölpflanze

Familie: Asteraceae - Korbblütler

Lateinisch: Artemisia vulgaris L.

Drogenname: Artemisiae Herba (Kraut)

Andere Bezeichnungen: Sonnenwendgürtel, wilder Wermut, Buckele, Gänsekraut, Sunnwendsstaude, Jungfrauenkraut, Schoßwurz, Machtwurz, Thorwurz, Mugwurz


Botanik: mehrjährig

Vorkommen: Weg- und Feldränder, Gebüsche, Böschungen, Schuttplätze

Stängel: sehr hart, rot, stark verzweigt, kantig, unten sitzen die Blätter direkt am Stängel, bis 1,50 m hoch.

Blüten: gelb-rötlich, sehr klein, in verzweigten Rispen angeordnet.

Blätter: unten: fiederteilig mit lanzettlich-spitzen Abschnitten, oben: drei lappig oder einfach; Unterseite: weiß und leicht behaart, Oberseite: kahl und dunkelgrün; beim Zerreiben charakteristischer Geruch.

Verwechslungsmöglichkeiten: Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia): Grüner Stängel, Blätter fiederteilig ohne Blattspreite, Unterseite grün, Blüten gelb- grünlich in Knöllchen wachsend.

Ernte: zur Blütezeit (zwischen Juli und August, meist nur 2 Wochen lang).

Astrologie: Venus/Merkur, im Zeichen der Jungfrau sammeln.


Inhaltsstoffe: Bitterstoffe, ätherisches Öl (Cineol, Thujon), Gerbstoffe, ist ein Amarum aromaticum


Wirkweise: verbessert den Gallenfluss, erhöht die Gallenproduktion, anregend auf Margen und Darm: verdauungsfördernd, appetitanregend, tonisierend, Wehen fördernd, menstruationsauslösend, entspannend, krampflösend und zusammenziehend auf die Gebärmutter, regulierend auf den Menstruationszyklus, entzündungshemmend, fruchtbarkeitsfördernd, erwärmend, Blut reinigend, entgiftend.


Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Kontraindikationen: wegen der Wehen fördernden und dadurch abtreibenden Wirkung nicht in der Schwangerschaft verwenden. Außerdem nicht bei akut fieberhaften Erkrankungen.

Kommission E: Negativmonographie: da durch die vorhandenen Studien die Wirksamkeit nicht belegt werden konnte.


Zubereitung und Dosierung:


Beifußtee:

1/2-1 TL Kraut wird mit 250 ml Wasser als Aufguss zubereitet. 2 Minuten ziehen lassen. 2-3 x täglich 1 Tasse trinken. Der Tee darf wegen der Bitterstoffe nicht gesüßt werden.

Beifußtinktur

Beifußblätter klein schneiden, in ein durchsichtiges Glas füllen (zweidrittel voll) und mit 54%igem Rum übergießen. 4 Wochen an der Sonne ziehen lassen. Gelegentlich schütteln, abfiltern. 2-3x täglich 5 Tropfen oder äußerlich anwenden.

Beifußwein

1l Weißwein mit 30 g Beifußkraut ansetzen und bei Zimmertemperatur 2 Wochen ziehen lassen. Gelegentlich schütteln, abfiltern. 2-3 Likörgläser täglich oder bei Bedarf eines.

Beifußfußbad

3 l Wasser mit 2 Handvoll Beifußkraut kalt ansetzen, aufkochen und 5 Min. kochen lassen. Abseihen in eine Schüssel geben, kaltes Wasser dazu, so dass die Temperatur angenehm ist.


Behandlung:

Krampfhafte Menstruationsbeschwerden und ausbleibende Menstruation v. a. bei jungen Frauen, Wochenbett-Blutungen

3 Tassen Beifußtee täglich trinken bis zur Lösung des Problems (z.B. die Menstruation ist da) oder 3x täglich 5 Tropfen Tinktur einnehmen.

unregelmäßige Menstruation, sehr starke Menstruation

In der 2. Zyklushälfte täglich 2 Tassen Beifußtee trinken über mehrere Zyklen. Bei Eintritt der Menstruation jeweils beenden.

Fruchtbarkeit fördern

Heiße Beifuß-Fußbäder jeden Abend vor dem Schlafengehen, 2-3 Wochen lang.

Wehen fördern oder einleiten, Nachgeburt austreiben

Mehrere Tassen Beifußtee trinken oder Beifußtinktur einnehmen. nur in Begleitung mit einer Hebamme/eines Arztes.

Verdauungsprobleme, Fettverdauungsstörungen, fettes Essen, Völlegefühl

Eine Tasse Tee oder ein Likörglas Wein nach dem Essen. Auch als Gewürz am Essen.

Appetitlosigkeit

Eine Tasse Tee oder ein Likörglas Wein 30 -60 Minuten vor dem Essen.

Muskelkater, müde, schmerzende Füße

Die betroffenen Partien mit Beifußtinktur einreiben. Bei größeren Flächen diese mit Wasser mischen, da Alkohol die Haut stark austrocknet. Oder ein Fußbad mit kühlem Beifußaufguss machen. Einreibung mit Beifußöl.


Traditionelle chinesische Medizin: Moxabustion mit Moxa-Zigarren: aus getrocknetem Beifuß hergestellt. Wärmende Räucherung auf Akupunkturpunkten durch Ansetzen  der angezündeten Moxa-Zigarre.

Nahrung: Beifuß wird traditionell als Gewürz bei fetten Speisen verwendet, klassisch zum Gänsebraten. Er macht dadurch die Speisen leichter verdaubar.

Motten-Abwehr: Beifuß Zweige in die Schränke legen.


Geschichte:

Schon in der Antike als kraftvolle Heilpflanze gelobt, wurde der Beifuß im Mittelalter als hervorragende Frauenpflanze, vor allem für die Geburt, gelobt. Ebenfalls wurde er damals bei Gelbsucht, Geschwüren und zur Stärkung des Magens verwendet. In Frankreich wurde er damals als  Abtreibungsmittel (Abortivum) angewendet und in Osteuropa und Italien bei Epilepsie.

Heute gibt es Versuche in der Epilepsiebehandlung mit Beifußwurzelpulver (siehe Susanne Fischer-Rizzi)

Der lateinische Name Artemesia stammt von der Göttin Artemis, der die Pflanze geweiht war. Sie galt als Beschützerin der Heilkräuterkundigen und war außerdem die Muttergöttin, die bei der Geburt  angerufen wurde. Artemisia ist eine uralte Zauberpflanze. Als besonders heilkräftig und Dämonen abwehrend galt sie, wenn sie am Tag der Sommersonnenwende gepflückt wurde. Man räucherte damit im Haus, um dieses von bösen Wesen und Schwingungen zu reinigen. Außerdem  wurde sie auch für Liebeszauber und Wahrsagerei genutzt. Beifuß wurde hinter der Tür aufgehängt, um dass Haus vor bösem und Blitzschlag zu schützen und ein Beifuß Kranz wurde ins Sonnenwend-Feuer geworfen, um damit  alle Leiden zu verlieren. Beifuß im Schuh galt als wirksames Mittel gegen müde Füße beim Wandern und der Beifuß Gürtel zur Sommersonnenwende gemacht als Kraft spendend. Die Beifuß Wurzel wurde als Kraft spendendes Amulett getragen. Räucherungen mit Beifuß Kraut fördern die Hellsichtigkeit.