Monographie

Johanniskraut


Ätherische Ölpflanze

Familie: Hypericaceae - Hartheugewächse

Lateinisch: Hypericum perforatum L.

Drogen-Name: Hyperici herba und Hyperici oleum

Andere Bezeichnungen: Sonnenwendkraut, Hartheu, Blutkraut, Wundkraut, Johannisblut, Jageteufel, Teufelsbanner, Teufelsflucht.


Botanik:

Vorkommen: an Wegrändern und Bahndämmen, auf Schuttplätzen und in lichten Wäldern.

Beschreibung:

Stängel: 25-90 cm hoch und aufrecht, zweikantig, glatt, im oberen Bereich stark verzweigt.

Blüten: gelb, sternförmig mit 5 Blütenblättern. Sie enthalten schwarz-rote Drüsenschuppen (als Punkte erkennbar), die beim Zerreiben den roten Blütenfarbstoff abgeben und die Finger rot färben. Blüte: Juli-September.

Blätter: gegenständig, eiförmig und ganzrandig. Sie enthalten Öldrüsen, die man erkennt, wenn man das Blatt gegen das Licht hält: sie erscheinen als Löcher bzw. helle Punkte im Blatt.


Verwechslungsmöglichkeiten: andere Johanniskrautarten. Unverwechselbar durch die hellen Punkte auf den Blättern und dem roten Farbstoff in den Blüten und dem zweikantigen Stängel.

Ernte: zur vollen Blüte: ab Ende Juni (Sommersonnenwende) bis Anfang August.


Wirkung:

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl, Flavonoide (Rutin, Hyperosid), Hypericin (0,1-0,3 %), Harze, Gerbstoffe, Rhodan.

Wirkweise: beruhigend, Nerven beruhigend und stärkend, reizabschirmend, reizlindernd, stimmungsaufhellend, antidepressiv, tonisiert den Kreislsauf, anregend auf die Verdauungsdrüsen (auch Galle), aktiviert die Hautzellen, antiviral, antimykotisch, schmerzlindernd, muskelentspannend, wärmend.

Nebenwirkungen: Photosensibilisierung der Haut durch das Hypericin, d. h. die Haut wird lichtempfindlich - egal wie es eingenommen wird (auch beim Einreiben des Fußes mit Johanniskraut Öl wird das Gesicht lichtempfindlicher). Es sind Fälle bekannt, bei denen das Johanniskraut die Wirkung von Narkosemitteln reduziert hat. Daher sollte ab 2 Wochen vor einer Operation kein Johanniskraut mehr eingenommen werden.


Kommission E: Positivmonographie für depressiver Verstimmungen, Angst, nervöse Unruhe; bei Traumen und Myalgien äußerlich.


Behandlung, Zubereitung und Dosierung:

Zubereitung und Dosierung:


Johanniskraut-Tee

1 TL Johanniskraut mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen. 2-3 Tassen täglich. Bei depressiven Verstimmungen

2 TL pro Tasse verwenden.


Johanniskraut Öl

Die aufgeblühten Blüten abzupfen, ein Glas halbvoll damit füllen und mit einem Speiseöl auffüllen (Oliven- oder Sonnenblumenöl). Dann ca. 5 Wochen an einem sonnigen Platz ziehen lassen bis es rot geworden ist. Dann abseihen und dunkel aufbewahren. Das Öl ist 2-3 Jahre haltbar. Zur äußeren Anwendung als Öl, Ölbad oder Salbe innerlich, z. B. bei nervösen Magenbeschwerden 2x täglich 1 TL.


Behandlung:


Depressiver Verstimmungen und Depressionen

Stimmungsaufhellung nach 4-6 Wochen. Deswegen langer Gebrauch notwendig. 3-5 Monate, dann eine Pause


Wechseljahre

Als Tee oder Tinktur 2-3 x täglich bzw. nur abends bei Schlafproblemen. Über einen langen Zeitraum anwenden (3 Monate, dann Pause machen).


Nervosität, Schlafstörungen, Angst

Als Tee oder Tinktur 2-3 x täglich bzw. nur abends bei Schlafproblemen. Über einen langen Zeitraum (3 Monate, dann Pause machen). Auch ein Schlafkissen mit Johanniskraut bietet sich an.


Muskelkater, Verspannungen, Muskelschmerzen, Hexenschuss, Rheuma, Verrenkungen

Einreibung mit dem Öl auf die betroffenen Partien oder als Ölbad (v. a. nach schwerer körperlicher Arbeit). Bei Rheuma nur wenn Wärme gut tut.


Narben, Wunden, offene Beine, Nervenschmerzen

Mit dem Öl die Wundränder bei offenen Wunden behandeln, mit der Salbe geschlossene Wunden, Narben und Nervenprobleme behandeln.


Verbrennungen, Sonnenbrand

Mit der Salbe die betroffenen Stellen einreiben. Noch wirksamer ist ein Johanniskraut, das mit Leinöl angesetzt wurde, da dieses selbst brandstillende Kräfte hat (nach Susanne Fischer-Rizzi).


Geschichte:

Das Johanniskraut galt als besonders heilkräftig, wenn es am Tag der Sommersonnenwende sammelte. Die Mädchen trugen Johanniskrautkränze, wenn sie um das Sonnenwendfeuer tanzten. In späteren Zeiten sollte es an Johanni (24.06.) gesammelt werden, weil eine Legende besagte, dass es aus dem Blut des Täufers Johannes entsprossen sei. Ein Kranz aus Johanniskraut wurde ins Fenster aufgehängt, um vor Blitz, Feuer und bösen Dämonen zu schützen und im Stall sollte es das Vieh vor Verzauberung schützen. Die Pflanze galt als verbunden mit den  Lichtkräften und böses abwendend und man nutzte ihre zauberlösende Kraft. Der Teufel soll sich über ihre Macht und Heilkraft geärgert haben und versuchte sie zu zerstören. Er schaffte es jedoch lediglich, ihre Blätter zu zerlöchern. Der Name Hartheu stammt daher, dass diese Pflanze mit dem harten Stängel, dass Heu hart macht.

Dioskurides empfahl Johanniskraut bei Ischiasbeschwerden und Brandwunden und im Mittelalter wurde es vielseitig eingesetzt. Für Paracelsus war es ein Universalmittel und er setzte es auch schon bei Schwermut, Melancholie und Niedergeschlagenheit ein.